Brauchtum und Kultur der Heimat bewahren, ist ein weiteres Stiftungsziel der HEH Essmann Stiftung. Die Heimat- und Brauchtumspflege widmet sich dem Schutz und dem Bewahren von Natur und Kultur für nachfolgende Generationen. Das Spektrum der Aktivitäten zur Brauchtums- und Heimatpflege umfasst entsprechend neben Landschafts- und Naturschutz auch die vielgestaltige Denkmal- und Brauchtumspflege von Text- und Liedgut, über die Kunst und das Handwerk bis zur Heimatforschung. Die HEH Essmann Stiftung engagiert sich auf diesem Betätigungsfeld in vielfältiger Art und Weise.
Als älteste der vier lutherischen Kirchen in Nordhorn wurde die Kreuzkirche im Jahre 1930 nach knapp einjähriger Bauzeit eingeweiht. Seinen heutigen Namen trägt das denkmalgeschützte Gotteshaus mit dem auffälligen neunstufigen Treppengiebel seit 1964.
Das Geläut der Kreuzkirche, welches im vergangenen Jahr mit Unterstützung der HEH Essmann Stiftung umfangreich saniert und erweitert wurde, blickt auf eine im wahrsten Sinne des Wortes bewegte Vergangenheit. So wurde eine der zwei ursprünglichen Bronzeglocken für Kriegszwecke beschlagnahmt. Ihr Nachfolger, eine 1710 in Königsberg gegossene Glocke, hatte ihre Heimat ursprünglich in der Dorfkirche des ostpreußischen Ortes Klein Dexen. Als diese im Krieg einem Truppenübungsplatz weichen musste, konnte die Glocke vor dem Einschmelzen gerettet und auf dem Glockenfriedhof in Hamburg aufbewahrt werden. Im Februar 1952 fand sie ihr neues Zuhause in der heutigen Kreuzkirche.
Rund 60 Jahre später wurde die Kreuzkirche umfangreichen Sanierungs- und Renovierungsarbeiten unterzogen. In diesem Rahmen befasste sich der Bauausschuss der Gemeinde auch mit der Sanierung der Glockenstube mitsamt Geläut. Die Glocke, deren Schicksal weiter oben dargelegt wurde, hatte infolge der Klöppelanschläge Schäden am Schlagring erlitten. Des Weiteren bedurfte die Antriebstechnik einer Erneuerung. Da zudem die Statik des Dachreiterturms einer eingehenden Prüfung unterzogen werden musste, war die Expertise mehrerer Gutachter notwendig, darunter der Glockensachverständige der Landeskirche sowie ein Experte für Baudynamik und Schwingungen. Auf Bitten des Kirchenvorstands und der Gemeinde wurde 2013 die Möglichkeit erörtert, eine kleine dritte Glocke zu beschaffen und zu installieren. Dieser Wunsch wurde im finalen Gutachten positiv beschieden und das Amt für Bau- und Kunstpflege Osnabrück (unter Assistenz des Baubeauftragten der Christus- u- Kreuz- Kirchengemeinde) mit der Leitung der Maßnahmen beauftragt. Unterstützt wurde das Vorhaben durch weitere Fachplaner und Sachverständige.
In ihrer Gesamtheit hatten sich die zu verrichteten Tätigkeiten zu einem komplexen Projekt entwickelt. Es umfasste die Deinstallation der Glocken mitsamt Glockenstuhl und Antriebstechnik, die Reparatur der Königberger Glocke sowie den Guss der neuen dritten Glocke durch das Unternehmen Petit & Gebr. Edelbrock in Gescher. Ferner wurden ein neuer Glockenstuhl aus Eichenholz gefertigt, die Steuerung der Läuteanlage erneuert und schließlich die drei Glocken mitsamt Antriebsmotoren wieder eingebaut.
Infolgedessen war der finanzielle Aufwand für Planung und Durchführung der Arbeiten erheblich. Die Finanzierung setzte sich zu gleichen Teilen aus Eigenmitteln sowie Förderungen des Kirchenkreises und der Landeskirche zusammen. Ein Drittel der Gesamtkosten wurde durch Spenden, unter anderem durch die HEH Essmann Stiftung, finanziert.
Die Arbeiten wurden zu Beginn des Jahres 2020 aufgenommen; nach einer erfolgreichen Klangprüfung und mehreren Probeläufen konnte am 31. Oktober die feierliche Wiedereinweihung der Glocken erfolgen.
Die neue Glocke ziert ein Bibelzitat aus Johannes 20,21: „Jesus Christus spricht: Friede sei mit Euch“. Diesem Wunsch schließen wir uns an und ergänzen um die Worte Sebastian Kneipps: „Je länger eine Glocke geläutet wird, umso schöner wird der Ton.“
Wiederaufbau einer historischen Horizontalgattersäge
Seit den 1920er Jahren wurde beim Landhandel Beck in Lohne eine Horizontalgattersäge betrieben. Horizontalgattersägen ermöglichten in England bereits ab dem frühen 19.Jahrhundert das Sägen breiter, dünner Bretter. Dadurch konnten wertvolle Hölzer besser ausgenutzt werden.
Nachdem die Sägewerkarbeiten in Lohne vor einigen Jahren eingestellt wurden, fristete die historische Maschine ein unbenutztes Dasein. Im Frühjahr 2019 erfragte dann der Eigentümer des Landhandels, Herr Josef Beck, beim Heimatverein Lohne das Interesse an einer Übernahme der Säge, daselbige aufgrund einer Betriebserweiterung nicht mehr am Standort verbleiben konnte und gegebenenfalls verwertet werden müsste.
Gerne nahm der Heimatverein Lohne dieses Angebot an, zumal es nicht selbstverständlich ist, dass der Eigentümer einer historischen Maschine an den heimatkundlichen Wert denkt und diese dann unentgeltlich zur Verfügung stellt. Allerdings stellte man schnell fest, dass der Ab- und Wiederaufbau der Säge die finanziellen Möglichkeiten des Lohner Vereins übersteigen würde, woraufhin der Heimatverein Wietmarschen direkt seine Unterstützung zusagte. Auch die Gemeinde Wietmarschen begrüßte das Projekt und mit der ehemaligen Hof- und Mühlenanlage Schulten in Lohnerbruch wurde schnell ein idealer Platz für den Wiederaufbau gefunden.
Die Geschichte der ehemaligen Windmühle Schulten datiert auf das Jahr 1520. Seinerzeit erteilte der Fürstbischof zu Münster dem Kloster Wietmarschen die Genehmigung zum Bau einer Windmühle auf dem sogenannten "Scharpenberg". Der Standort liegt direkt auf der Grenze zwischen dem Fürstbistum Münster und der Grafschaft Bentheim und damit auch zwischen Wietmarschen und Lohne. Der Zugang entstand zur Lohner Seite, das zum Fürstbistum gehörte. Durch diesen Trick wurde der Widerstand des Grafen zu Bentheim gegen den Betrieb einer weiteren Mühle ausgehebelt. Bis 1944 war die Windmühle in Betrieb. Auf der Hofanlage wurde schon damals eine Horizontalgattersäge gleicher Bauart betrieben. Die Säge wurde zwar vor vielen Jahren verwertet, die Fundamente konnten aber für die Lohner Säge weitestgehend genutzt werden.
Mit Unterstützung der Gemeinde Wietmarschen haben die beiden Heimatvereine die Säge im Sommer 2019 demontiert und in Lohnerbruch zwischengelagert. Der Wiederaufbau soll im Sommer 2020 beginnen, mit dem Ziel, die Säge funktionsfähig zu installieren und zu Schau-Zwecken auch in Betrieb zu nehmen. Von großem Vorteil für die Heimatvereine ist hierbei der Umstand, dass der Hersteller der Säge nach wie vor existent ist und seine fachkundige Unterstützung beim Wiederaufbau zugesagt hat. Auch eventuell erforderliche Ersatzteile sind lieferbar.
Neben den umfangreichen Wiederaufbaumaßnahmen und zahlreiche ergänzende Arbeiten am neuen Standort zu erledigen, wie z. B. die Sanierung der Säge, die Ergänzung der Fundamente, der Einbau einer Plexiglasscheibe zur Betrachtung der Säge, der Einbau neuer Holzeingangstüren, die Herstellung einer Schienenanlage für den Holztransport sowie der Wiederaufbau einer Krananlage. Auch ist die begleitende Vermittlung von Informationen auf dem Hofgelände vorgesehen. Unter anderem ist ein virtueller Rundweg zum Thema "Vom Wald zum Holz“ geplant sowie die Aufbereitung der Geschichte der Hof- und Mühlenanlage auf entsprechenden Infotafeln. Die Angebote sollen vor allem Schulen und Kindergärten ansprechen.
Über die finanzielle Unterstützung der HEH Essmann Stiftung haben sich die Heimatvereine Wietmarschen und Lohne sehr gefreut.
Lingens historische Stätte erstrahlt in neuem Glanz
Seit 1850 stand sie über Jahrzehnte im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Lingen. 2019, mit Abschluss der Renovierungsmaßnahmen beeindruckt das modernisierte Gebäude mit zeitloser Eleganz. Die Lingener Wilhelmshöhe war das Elternhaus der Essmanns. Die Ära Essmann auf der Wilhelmshöhe währte fast ein halbes Jahrhundert. An diese unvergessene Zeit knüpft eine großzügige Schenkung von Eva-Maria Essmann an den Gebäudeeigentümer, den Verein Wilhelmshöhe Lingen (Ems) e.V. an, mit der sie als Vorsitzende der HEH Essmann Stiftung den entscheidenden Beitrag für die „Wiederbelebung“ des Objekts leistete.
2009 konnte der Verein das Gebäude vor dem Abriss retten. Seitdem, so der Vereinsvorsitzende Thomas Diepenbrock sei es das erklärte Ziel gewesen, das gute Stück Lingener Kulturgeschichte zu erhalten. Gemeinsam mit dem Trägerverein, der seinerseits einen Teil der Bausumme geschultert hat, konnte dem wieder aufblühenden gastronomischen Leben in der Wilhelmshöhe ein baulich adäquater Rahmen gegeben werden. Damit geht auch ein großer Herzenswunsch von Eva-Maria Essmann und ihrem 2017 verstorbenen Ehemann Heinrich Essmann in Erfüllung.
Der Umbau des in die Jahre gekommenen Gebäudes wurde vom Bauunternehmen Hofschröer und dem Architekturbüro Krieger gekonnt und in Rekordzeit umgesetzt. „Insgesamt haben wir die bisherigen Standortvorteile der Wilhelmshöhe, den wunderschönen Park und den vermeintlich schönsten Saal des Emslandes – im Artdéco-Stil – weiter ausgebaut", erläuterte Thomas Diepenbrock. Neben der aufgewerteten Fassade und dem wohltuend hellen und freundlichen Ambiente weiß insbesondere die wieder errichtete Terrasse zu beeindrucken, die einen herrlichen Blick in den Park erlaubt. Auch wurde das gesamte Gebäude barrierefrei gestaltet.
Oberste Prämisse für den Umbau waren sowohl für Frau Essmann als auch für den Verein die Steigerung der Attraktivität des Gebäudes und eine Optimierung der Nutzbarkeit. Mit der Renovierung, der Umsetzung eines modernen Baustils und einem gefragten Gastronomieangebot wurde dieser Anspruch nun erfüllt.
Zusätzlich hat die Stadt Lingen in die Grünanlagen rund um die Wilhelmshöhe investiert und eine neue Brücke über den Mühlenbach errichtet, die Dank eines sehr geringen Gefälles auch für Nutzer von Rollatoren und Rollstühlen vermeintlich kein Hindernis darstellen sollte. Auch stehen nunmehr einige eigene Parkplätze, speziell für die Gäste der Wilhelmshöhe bereit.
Civis, Civis, Civibus!
Der Ursprung der Kivelinge liegt im 14. Jahrhundert, als bei Kämpfen zwischen dem Grafen von Tecklenburg und dem Bischof von Münster die männliche Bevölkerung Lingens so stark dezimiert wurde, dass zur Verteidigung als letztes Aufgebot die jungen, unverheirateten Jugendlichen der Stadt auf die Wälle gerufen wurden.
Durch die Unterstützung der jungen Krieger gelang es, die Eroberung der Festung Lingen zu verhindern und die Angreifer in die Flucht zu schlagen. Im Gedenken an diese historische Begebenheit wird seit über 600 Jahren alle drei Jahre zu Pfingsten der "Bürgersöhne-Aufzug" gefeiert, um an die Bereitschaft der jungen Lingener zu erinnern, die gewillt waren, für die Freiheit ihrer Heimatstadt ihr Leben einzusetzen.
Jedes Mal finden sich Tausende in der Stadt Lingen ein, um mitzuerleben, wie sich die Innenstadt in einen mittelalterlichen Marktflecken aus dem 16. Jahrhundert verwandelt. Den historischen Umzug mitzuerleben und das Königspaar hochleben zu lassen, zählt nicht nur für Lingener Bürger zum Pflichttermin im Veranstaltungskalender. Der 1992 auf der Wilhelmshöhe gegründete Förderverein des Bürgersöhne-Aufzuges zu Lingen, "Die Kivelinge" e. V. unterstützt den Bürgersöhne-Aufzug bei der Finanzierung verschiedenster Projekte und Ideen. Auch der künftigen Unterstützung der HEH Essmann Stiftung darf sich der Verein sicher sein.